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22/4/09
Einführung Preisverleihung Herbert-Haag-Stiftung
Sehr verehrter Herr Stadtpräsident Dr. Studer, Liebe Freunde der Herbert-Haag-Stiftung „Für Freiheit in der Kirche“, Meine Damen und Herren,
In den vergangenen Jahren hatte man oft den Eindruck: Das Feuer der Freiheit in der Kirche ist erloschen. Aber in den letzten Wochen ist es wieder weit sichtbar aufgelodert: Das Feuer in der katholischen Kirche brennt!
Es wurde wider Willen angefacht von denen, die es auslöschen wollten. Ja, manchmal kann Übles auch Gutes gebären. Aber dass das Feuer der Freiheit in den vergangenen Jahren nicht völlig erloschen ist, verdanken wir den „Katholiken mit Courage“, wie sie von den Zeitschriften kritischer Christen ‚Publik-Forum’ (für Deutschland) und ‚Aufbruch’ (für die Schweiz) genannt werden. Drei von ihnen erhalten die, wie es in denselben Zeitschriften heißt, „international renommierteste Auszeichnung für Zivilcourage in der katholischen Welt“: den Herbert Haag-Preis ‚Für Freiheit in der Kirche’.
Es ist für mich und meine Kollegen vom Vorstand der Haag-Stiftung eine außerordentliche Freude, in Ihrer aller Namen die drei Preisträger und ihre Laudatorinnen willkommen zu heißen.
In erster Linie den hochverdienten früheren Präsidenten des Schweizerischen Bundesgerichts und tapferen Verteidiger unserer tief verwurzelten eidgenössischen Staatskirchenordnung gegen hierarchische Übergriffe, Dr. Giusep Nay. Er wird gebührend gelobt werden von einer prominenten Vertreterin des Kirchenrechts, die sich erst jüngst wieder als tapfere Widerstandskämpferin gegen die Amtsarroganz des Regensburger Bischofs bewährt hat: Frau Prof. Dr. Sabine Demel (Universität Regensburg).
Ich begrüße den Nachfolger des großen holländischen Konzilstheologen Edward Schillebeeckx auf dem Lehrstuhl für Dogmatik an der Universität Nijmegen, langjährigen Dekan und Verfasser zweier bedeutender intellektueller Biographien von Joseph Ratzinger und mir, Prof. Dr. Hermann Häring. Seine Laudatorin ist eigens aus Utrecht zu uns gekommen: die Professorin für Alte Katholische Kirchenstrukturen in Utrecht und Rektorin des dortigen Alt-Katholischen Seminars, Prof. Dr. Angela Berlis. Damit drückt unsere Stiftung auch die Hochachtung aus vor der Altkatholischen – oder wie sie hierzulande heisst: vor der Christkatholischen – Kirche, die viele Reformanliegen der römisch-katholischen Kirche vorausgenommen hat. Angela Berlis ist als erste Frau in der Altkatholischen Kirche zur Priesterin ordiniert worden.
Und schließlich wird ausgezeichnet der renommierte Reformtheologe und Nestor der europäischen Laientheologie von der Universität Fribourg, Initiant der kirchlichen ‚Tagsatzung’, ein Begriff aus der eidgenössischen Demokratietradition, Prof. Dr. Leo Karrer. Erfreulicherweise wird er gewürdigt werden von einer Vertreterin der Universität Luzern, der Lehrbeauftragten für Homiletik und Spiritualität, Dr. Franziska Loretan-Saladin.
Die neueste Diskussion um das bewährte staatskirchenrechtliche System in der Schweiz wurde provoziert durch den früheren Reform- und jetzigen Konformtheologen Kurt Koch. Dieser hat schon kurz nach seiner immerhin demokratischen Wahl zum Bischof von Basel den hochverehrten Gründer unserer Stiftung ‚Für Freiheit in der Kirche’, Professor Herbert Haag, öffentlich abgekanzelt und persönlich verletzt. Er hat ständig gegen das Staatskirchensystem der Schweiz polemisiert, hat unnötig eine jahrelange Auseinandersetzung mit der von uns ausgezeichneten Pfarrgemeinde von Röschenz geführt und neuestens am Schweizer Fernsehen in unqualifizierter Weise gegen meine Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils vom Leder gezogen.
In einem hat Kurt Koch freilich recht: Es gab von Anfang an zwei Konzilsinterpretationen, die er in Joseph Ratzinger und mir verkörpert sieht. Als Zeitzeuge und Konzilsperitus, der die inneren Abläufe des Konzils genauestens kennengelernt hat, muss ich präzisieren: Es gab von Anfang des Konzils an die Interpretation der Römischen Kurie und die Interpretation des anfangs überwiegenden Teiles des Episkopats und der katholischen Bevölkerung. Eine Umfrage der römischen Gottesdienstkongregation, veröffentlicht schon 1981, ergab, dass 98,68 % der Bischöfe der Welt den mittelalterlichen Tridentinischen Messritus als überholt betrachteten; jede Konzession an die Lefebvristen würde den Anfang eines Misstrauens bedeuten gegenüber den Ergebnissen des Zweiten Vatikanischen Konzils überhaupt. Aber viel wichtiger als die Meinung der mehr oder weniger romkonformen Bischöfe ist die Tatsache, dass viele Leute heute nur noch in der Kirche bleiben wegen der erneuerten Liturgie, die sie – mindestens von Zeit zu Zeit – gerne mitfeiern.
Richtig ist allerdings auch, dass die kuriale Interpretation des Konzils, die dem Aufruf zur heutigen Luzerner Demonstration zufolge auf eine „dogmatisch verengte, autoritäre und weltfremde Kirche“ hinausläuft, zunehmend einen Sprecher fand im Professor, dann Bischof, schließlich Kurienkardinal Joseph Ratzinger. Und richtig ist, dass ich meinerseits in meinen Büchern und Stellungnahmen eine vom Neuen Testament und der großen katholischen Tradition inspirierte Interpretation des Konzils vertrat und vertrete.
Es gibt nicht eine ‚rechte’ und ‚linke’ Interpretation des Konzils, und keinesfalls dürfen sich kirchenreformerische Kräfte, die das Konzil voll bejahen und zukunftsorientiert interpretieren, von einem Bischof auf dieselbe Stufe stellen lassen mit denjenigen, die das Konzil in seinen entscheidenden Dokumenten verwerfen. Es gibt natürlich, leider von manchen Bischöfen geteilt, eine restriktive Interpretation nach rückwärts in Richtung auf das gegenreformatorische Konzil von Trient und das Restaurationskonzil Vatikanum I von 1870. Diese kuriale Konzilsinterpretation behauptet eine ungebrochene Kontinuität und will den Paradigmenwechsel des Zweiten Vatikanums nicht akzeptieren. Dagegen gibt es die nach vorne schauende Interpretation, welche die unbestreitbaren Neuansätze des Konzils ernstnimmt, wie sie vor allem in den Dekreten über die Religionsfreiheit, den Ökumenismus, das Judentum und die Weltreligionen und die Kirche in der modernen Welt zum Ausdruck kommen. Diese Interpretation darf sich also guten Gewissens im Zentrum der Kirche sehen, nicht etwa an einem ‚linken Rand’.
Die kuriale Partei hat unter den letzten beiden Päpsten alles getan, um durch reaktionäre Dokumente und Bischofsernennungen die Resultate des Zweiten Vatikanischen Konzils so weit wie möglich rückgängig zu machen oder wenigstens zu relativieren. Der konzilsfeindlichen Pius-Bruderschaft hat schon der junge Kardinal Ratzinger 1977 seine Unterstützung versprochen. Und so lag es ganz auf seiner Linie, dass er sie als Papst trotz der wohlbekannten antisemitischen, antiökumenischen und antimodernen Einstellung der Pius-Bruderschaft wieder in die Kirchengemeinschaft aufnahm, während er andererseits gegenüber den konzilstreuen Reformtheologen, vor allem in Lateinamerika, Nordamerika und Europa keinen Schritt zur Verständigung machte.
Nach dem vierstündigen freundschaftlichen Gespräch mit Papst Benedikt in Castelgandolfo im September 2005, für das ich stets dankbar bleibe, hegte ich die Hoffnung, dass Joseph Ratzinger als Papst auf den eindeutig konziliaren Kurs zurückkehren und die Kirche nach vorne führen würde. Aber nach vier Jahren eines selbstherrlichen Pontifikats können die Menschen kaum positive praktische Ergebnisse dieser Kirchenleitung feststellen. Stattdessen:
- ein gestörtes Verhältnis zu den evangelischen Kirchen, denen Benedikt das Kirchesein bestreitet,
- ein weiterhin belasteter Dialog mit den durch die Regensburger Rede beleidigten Muslimen,
- ein deutlich verschlechtertes Verhältnis zum Judentum,
- ein gestörtes Vertrauensverhältnis zur eigenen kirchlichen Gemeinschaft.
Daher drücke ich meine Solidarität aus mit den Forderungen der Christinnen und Christen, die sich heute Nachmittag vor der Hofkirche versammelt haben. Ich bin überzeugt, dass alle hier im Saale hinter den Anliegen stehen, welche die KirchenDemo gerade eben vor der Hofkirche proklamiert hat:
„Wir treten allesamt ein:
- für eine Kirche, die sich auf der Basis des II. Vatikanischen Konzils und der
Synode 72 weiterentwickelt; - für die uneingeschränkte Geltung der Menschenrechte innerhalb der Kirche;
- für die Mitbestimmung aller Kirchenmitglieder auf allen kirchlichen Ebenen;
- für die Gleichberechtigung der Frauen in allen Bereichen;
- für die Ökumene und das interreligiöse Gespräch in echter Partnerschaft;
- für Meinungsvielfalt und Dialog innerhalb der Kirche“.
Also, wenn ich es knapp in Formeln zusammenfassen soll: Im Geist Johannes’ XXIII. und des Zweiten Vatikanischen Konzils
- ‚Aggiornamento’ und nicht ‚Traditionalismus in Glaube und Sittenlehre’;
- ‚Kollegialität’ des Papstes mit den Bischöfen und nicht einen autoritären römischen Zentralismus;
- ‚Apertura’ zur modernen Welt und nicht wieder eine Antimodernisten-Kampagne;
- ‚Dialog’ auch innerhalb der katholischen Kirche und nicht wieder Inquisition und Verweigerung der Gewissens- und Lehrfreiheit;
- ‚Ökumenismus’, nicht wieder die arrogante Proklamation einer allein wahren Kirche.
In Summa: Die Freiheit eines Christenmenschen, die Freiheit der Männer und vor allem auch der Frauen.
Dafür, da bin ich sicher, werden wir nun von den Lobenden, den Laudatores, und den Gelobten, den Laudati, viele Anregungen erhalten. Ich heiße Sie alle, die alten und die neuen Freunde ‚Für Freiheit in der Kirche’, herzlich willkommen und wünsche Ihnen einen erfreulichen, ermutigenden Abend.
Und ich darf nun das Wort gleich weitergeben an den ehemaligen Bundesrichter und Bundesgerichtspräsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu seinem Festvortrag: ‚Das staatliche Religionsrecht – eine Chance für Freiheit in der Kirche’. Herr Giusep Nay, wir sind gespannt auf Ihre Worte.
Dr. Hans Küng
Dr. Hans Küng hielt vorstehende Einführung bei die Preisverleihung der Herbert-Haag-Stiftung ‚Für Freiheit in der Kirche’ in Luzern, 8. März 2009.
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Het is dankzij kritische mensen in de Kerk, zoals Küng, dat wij de moed kunnen vinden trouw te blijven aan de gemeenschap van de Kerk. Als je verlangt naar een Kerk die zich profileert in de geest van het Tweede Vaticaans Concilie, dan kan het in deze tijd een hele opgave zijn om binnen je eigen kerkgemeenschap nog mensen te vinden in wie je dat zelfde verlangen herkent én die bereid zijn dit verlangen gestalte te geven. We hebben krachtige stimulansen nodig, ideeën en een gevoel van wijdverbreide verbondenheid om onze angsten te overwinnen en onze 'vrijheid in de Kerk' te durven manifesteren.
Ik hoop dat al diegenen die zich op plaatselijk niveau hierdoor aangesproken voelen, nieuwe inspiratie vinden in deze toespraak van Küng.
Hans van der Horst - Vianen
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